Was versteht man unter Trachten?
Ursprünglich bedeutete es nur das Tragen von Kleidung. Daraus entwickelte sich dann die traditionelle Bezeichnung für die Bekleidung der ländlichen Bevölkerung. Das Besondere an Trachten ist, dass die Verbreitung regional begrenzt ist. Oft lassen sich Trachten bestimmten Zeitabschnitten zuordnen und sind in der Regel konfessionell begrenzt.

Haben Trachten eine Bedeutung?
Ja, wenn es ursprüngliche Trachten sind. Sie verraten aus welcher Gegend der Träger oder die Trägerin kommt. Im nachhinein betrachtet auch aus welcher Zeit es stammt. Auch wenn die Trachten nicht direkt der Mode unterworfen sind, änderten sie sich mit der Zeit. Es gab ab und zu neue Stoffe oder Verarbeitungstechniken, welche dann natürlich in die Trachten einflossen. Auch die Arbeiten änderten sich, was neue Entwicklungsmöglichkeiten bei den Trachten bot. Aber es gab auch modisch bedingte Änderungen, sowie Änderungen aufgrund von anderen sittlichen Ansichten in der Bevölkerung. Es gibt für unterschiedliche Anlässe unterschiedliche Trachten, z. B. im Trauerfalle, hier gibt es sogar Abstufungen. Die Tracht verrät etwas über den sozialen Status. Ein Beispiel Westenknöpfe sind ein Zeichen für Wohlstand. Je mehr Knöpfe je mehr Wohlstand. Die Trachten grenzten ihre Träger zudem ganz klar von der bürgerlichen Kleidung der Städter ab. Bei den Damen verrät die Position der Schleife der Schürzen etwas über den Familienstand. Wird die Schleife der Schürze rechts getragen, so ist die Dame verheiratet. Befindet sich die Schleife hinten, so ist die Dame leider verwitwet. Befindet sich die Schleife auf der linken Seiten, ist die Dame interessant für Junggesellen, denn sie ist noch zu haben. Dies hat sich wohl entwickelt, da Fest früher zu den seltenen Gelegenheiten gehörten, um nach einer Braut ausschau zu halten. Natürlich änderten sich die Trachten im Laufe der Zeit immer mal wieder.
Siehe auch: http://www.servustv.com/de/Themen/Volkskultur/Trachten/Wissen/Regionaltrachten
Wo gibt es Trachten?
Trachten waren in vielen Regionen verbreitet, z. B. an der Küste. Durch den Tourismus allerdings verbreiteten sich besonders die Trachten aus dem Alpenraum. Die Stadtbewohner trugen gerne Trachten, vielleicht um der Natur ein Stückchen näher zu sein oder um sich das Urlaubsgefühl zu erhalten. Viele Städter träumen vom romantischen Landleben und holen sich mit den Trachten ein Stück des Traumes in die Stadt.
Bezugsquellen Trachten
Wie entwickelten sich die Trachten?
Die Trachte entwickelten sich ganz einfach aus der Praxis. In den Bergen ist das Klima oft rau. So hat die Lederhose großen Nutzen, wie dass sie nicht einschmutzt. Die Wadenstutzen wärmen die Waden, aber lassen die durch das auf und ab belasteten Knie frei. Die schweren genagelten Schuhe oder Stiefel sorgen für festen Tritt auf losen und unebenen Untergrund. Die Hosenträger haben sich entwickelt, da sich Gürtel als unpraktisch erwiesen haben. Zudem bieten sie genau wie die Lederhosen Platz für die wunderschönen Stickereien. Der Lodenstoff ist wie gemacht für das Bergklima. Der Filzhut schützt vor Wind und seine Krempe vor der Sonne.
Im Folgenden ein paar Beispiele:

Trachten heute
Im Alltag findet sich die traditionelle Tracht nur noch selten. Sie wird meist nur zu hohen Feiertagen, kirchlichen und weltlichen, sowie Familienfesten, Fahnenweihen und zum Münchener Oktoberfest angelegt. Die heutigen Trachten gehen weniger auf die ländliche Bevölkerung zurück sondern stammt mehr aus der Jagd und von der Wanderbekleidung.
Heute nennt man die Trachten Landhausmode. Sie stammt von der oberbayrischen Gebirgstracht ab. Allerdings ist die Landhausmode wesentlich mehr den aktuellen Modetrends unterworfen, als die traditionelle Tracht. Die modernen Trachten verraten nichts mehr über ihre Träger, weder Herkunft, noch den finanziellen oder sozialen Status.
Bereits im Jahr 1883 wurde der erste Gebirgstrachten-Erhaltungsverein von dem Lehrer Josef Vogel gegründet. Kurze Zeit später, so um 1900 gab es in dem Berliner Kaufhaus Wertheim eine eigene Trachtenabteilung. Und im Jahr 2014 kann der Trachtenverband Bayern 22 Gauverbände vorweisen mit 260.000 Mitgliedern, davon gut 160.000 Erwachsene.
Promis in Trachten
Beim Münchener Oktoberfest sind Trachten besonders beliebt. Hier sieht man jedes Jahr viele aktuelle Stars in Trachten. Viele bekannte Persönlichkeiten zeigten sich in Tracht, auch unabhängig vom Oktoberfest, wie Paula Wessly, Erich Kleber, Marlene Dietrich, Richard Tauber, Stefan Zweig, Lotte Lehmann, der Herzog von Windsor, der Maharadscha von Kapurthala und Franklin D. Roosevelt. Edmund Stoiber schuf das Motto „Laptop und Lederhose“ für seine Arbeit. Frühe Träger der Trachten waren der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und der Prinzregent Luitpold von Bayern. Beide zeigten sich gerne während der Jagd in kurzen Lederhosen, selbst bei kaltem Wetter mit langen Unterhosen.
Es gibt natürlich auch bekannte Filme, in denen Trachten eine wichtige Rolle haben, wie „Im weißen Rößl“, „Die schöne Tölzerin“ oder „Sissi“.
Tracthten an Schulen – Verläufer der Uniformen
In anderen Ländern, wie zum Beispiel England, hat das Tragen von Schuluniformen bereits eine lange Tradition. Deutschland hat sich mit Feldversuchen erst im Jahr 2000 dem Modell angeschlossen und Versuche gestartet. Trotz teilweise großer Debatten konnten einige Schulen in Zusammenarbeit mit ihren Schülern eine einheitliche Kleidung durchsetzen. Da es vom Gesetzgeber keine Vorschrift gibt, bleibt die Wahl den Schulen überlassen.
In vielen ausländischen Privatschulen ist das Tragen von Schuluniformen Pflicht. Anhand der Kleidung lässt sich teilweise auch das Alter der Schüler feststellen, da das Muster oder die Farbe je nach Jahrgängen unterschiedlich ist. Je nach dem wo sich die Schule befindet, wird auch Sommer- und Winterkleidung ausgegeben. Die Farben richten sich dabei meist an die Schulfarben und folgen keinem Modetrend. Zusätzlich ist meist das Logo oder Wappen der Schule aufgebracht. Käuflich erwerben kann man diese meist in lokalen Kleidungsgeschäften die der Schule angeschlossen sind, über den Schulträger oder häufig auch als Second Hand Kleidung, da diese oft auch einen stolzen Preis haben.
In teilen der USA gibt es keine direkte Schulkleidung aber einen gewissen Dresscode. Dieser untersagt beispielsweise das Tragen von zu kurzen Röcken, Shorts oder Flip Flops. Auch dürfen meist keine Kopfbedeckungen getragen werden. An einigen ausländischen Privatschulen ist es auch üblich, dass Schüler der Abschlussjahrgänge von der Uniformpflicht entbunden werden und in privater Alltagskleidung am Unterricht teilnehmen können.
Mehr hierzu, u.a. Deutschen Privatschulen
Trachten im Lauf der Geschichte
Im zweiten Weltkrieg wurde versucht die Trachten zu missbrauchen. Die Trachtenvereine wurden in Trachtengemeinschaften umgewandelt. Die gemeinsame Tracht soll das deutsche Heimatgefühl genauso wie den Nationalstolz stärken. Gleichzeitig wurde andere Bevölkerungsschichten ausgegrenzt. Ein Vorteil ist jedoch, dass nun die Trachten von den oberen Schichten in die unteren Schichten kommt. Nach dem Krieg waren Trachten nicht mehr beliebt. Sie verschwanden fast aus dem deutschen Bild. Dies änderte sich komplett im Jahr 1972 mit den olympischen Spielen. Seit dem sind die Trachten wieder im Aufwind. Heute beliebter denn je und es wird sie noch lange geben.
Mehr zur Geschichte der Trachtenmode: http://www.trachten-huelf.de/geschichte.htm